„Was Menschen brauchen, ist, gehört zu werden.“
Mary Lou Casey


Angst-Erkrankungen werden unterteilt in:

  • Panikstörung / Agoraphobie

  • generalisierte Angststörung

  • soziale Phobie

  • spezifische Phobie (z.B. Spinnenangst, Zahnarztphobie, Höhenangst)

  • Panikattacken


Panikattacken tauchen meist ganz plötzlich auf. Sie überwältigen, nehmen die Luft zum Atmen und die Fähigkeit klar zu denken. Panikattacken können jeden treffen. Sie können begleitend bei generalisierten Angstzuständen auftreten oder bei Depressionen. Sie können aber auch aus heiterem Himmel bei Menschen ohne Vorerkrankung auftreten. Panikattacken sind Angstanfälle, die ohne erkennbare Gefahr entstehen.
Angst ist eine evolutionär entstandene Überlebensreaktion. So entsetzlich und lebensbedrohlich sich Angst subjektiv auch anfühlen mag, etwa bei einem Panikanfall, man kann an ihr nicht sterben.

Ihr Gehirn ist lebenslang lernfähig. Es kann die Angstreaktion mit allen möglichen Objekten und Situationen verknüpfen, es kann diese Verknüpfungen aber auch wieder lösen. Eine Angsterkrankung ist kein Schicksal unter dem Sie hilflos ein Leben lang leiden müssen. Sie ist nicht angeboren, sondern erworben und kann daher auch überwunden werden.

Überwindung ist dabei aber nicht als Löschung der Angst zu verstehen. Der Aufbau unseres Gehirns zeigt, dass eine untergeordnete Einheit (wie das limbische System) von der übergeordneten Einheit (dem Neocortex) zwar gelenkt, aber nicht ausgeschaltet werden kann. Der Gedanke, völlig angstfrei zu werden, ist daher eine Illusion. Die einmal erlernte Angstreaktion der Amygdala in einer bestimmten Situation kann zwar stark reduziert werden, es wird aber immer eine gewisse Angstsensibilität bleiben. Was aber realistisch erreicht werden kann: die Kontrolle über das aus der Angstreaktion folgende Verhalten, besonders das Vermeidungsverhalten, zu gewinnen. Therapeuten oder Medikamente, die versprechen, völlig frei von Angst zu werden, sind daher mit Vorsicht zu genießen.Wenn wir Kontrolle über uns und unsere Gefühle erhalten sind wir der Angst nicht mehr Schutzlos ausgeliefert.

Unser Denken beeinflusst, wie wir fühlen. Die EMDR-Therapie ist eine wissenschaftlich fundierte, zuverlässige Methode bei Angsterkrankungen. Eingesetzt werden kann auch die kognitive Verhaltenstherapie. Diese fordert den Betroffenen auf, bewusst den Beobachterstandpunkt einzunehmen und sich die eigenen oft unbewussten Bewertungen klarzumachen.

Typische Denkfehler von Angstpatienten sind insbesondere:

  • Überschätzen von Gefahren

  • Unterschätzen eigener Kompetenzen

  • Misserfolg wird auf die eigene Person bezogen, Erfolg auf glückliche Umstände

  • Katastrophendenken: das Schlimmste wird passieren (self-fulfilling prophecy)

  • Entweder-oder-Denken: entweder bin ich perfekt oder der totale Versager


Woran erkenne ich, dass ich unter Sozialer Angststörung leide?

Sozialängstliche Menschen haben die Überzeugung, dass das eigene Verhalten oder sichtbare körperliche Merkmale wie Erröten und Schwitzen von anderen als peinlich oder inadäquat bewertet werden. Angstauslösend sind Situationen, in denen das eigene Handeln einer Beobachtung oder Bewertung durch andere unterliegt (z.B. eine Rede halten) oder Situationen, die eine Interaktion mit anderen erfordert (z.B. Smalltalk führen).
Betroffene versuchen, diese Situationen zu vermeiden oder stehen sie nur unter extremen Ängsten durch, was als sehr belastend empfunden wird.


Was sind die nächsten sinnvollen Schritte?

Da es in den meisten Fällen zu einer Chronifizierung mit gravierenden Folgen (Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Depression, Suchterkrankungen) kommt, sollten Betroffene möglichst schnell professionelle Hilfe aufsuchen.